Das Forum 21 ging dem aktiven Beitrag zum Klimaschutz nach. Die Energiegruppe des Forum 21 organsierte eine weitere Besichtigung. Fokus war, interessierten Personen einen vertieften Einblick in das erste Hochhaus im Zürcher Oberland mit Solarfassade zu geben.
Stephan Künzle leitet die Energiegruppe des Forum 21 und Organisator dieser Besichtigung. Dies zusammen mit Herrn Franz Schinder, dem Leiter des Planungsbüro Arento AG aus Hinwil.
Das frisch renovierte Hochhaus Wattbruck in Effretikon hat 14 Stockwerke, 45 Wohnungen und 470 Quadratmeter Solarfläche. Das 1968 erbaute Gebäude, welches der Pensionskasse der Zürcher Kantonalbank gehört, leistet heute einen wertvollen Beitrag zur Energiewende. «Nach Aussage von Klimaforschern sollte bis 2030 auf fossile Brennstoffe verzichtet werden, wollen wir die gefährliche Klimaentwicklung noch abwenden.» Auslöser für die Sanierung des Hochhauses war denn auch der hohe Heizenergieverbrauch des Gebäudes. Eine bessere Dämmung und eine Photovoltaikanlage sollten dies nachhaltig ändern.
Haus mit Vorzeigecharakter
Laut Stephan Künzle hat das Solar-Hochhaus Vorzeigecharakter – nicht zuletzt deshalb, weil es sich um das erste Hochhaus im Gemeindegebiet von Illnau-Effretikon mit einer Solarfassade handelt. Vor allem zeigt der sanierte Bau eine besonders effiziente Form der Stromgewinnung. Dadurch, dass die Solarzellen an der Fassade und nicht auf dem Dach des Gebäudes angebracht sind, kann auch im Winter genügend Strom produziert werden. «Wenn die Sonne im Winter tiefer steht oder Schnee liegt, kann bei Photovoltaikanlagen auf dem Dach weniger Strom gewonnen werden», so Stephan Künzle. Er findet zudem, dass die Renovation mit der integrierten Solarfassade sehr clever umgesetzt wurde. Beeindruckt hatte die Teilnehmenden vor allem, dass die Fassade nun richtig toll aussieht obschon auf jeglichen Schnickschnack wie spezialformen und individuelle Farbgebung verzichtet wurde. Auch das die ganze Technik nur sehr wenig Platz benötigt und sich im bestehenden Veloraum an einer Wand befindet wirkte auf die Teilnehmenden sehr positiv.
Die Solarmodule am Wattbuck- Hochhaus liefern jahreszeitenunabhängig Strom. Sie sind auf der Ost- als auch der Süd- und Westfassade angebracht, sodass zu jeder Tageszeit eine Fläche beschienen wird. Der jährliche Ertrag der rund 350 Module liegt bei rund 53 000 Kilowattstunden. Stephan Künzle sieht deshalb in renovationsbedürftigen Hochbauten viel Potenzial:
«Sie kompensieren jene Solaranlagen, die auf hohe Mittags- und Sommerspitzen ausgelegt sind.» In der Schweiz gebe es viele dem Effretiker Wohnhaus ähnliche Bauten, die in den nächsten Jahren modernisiert werden müssten. Dabei gelte es auch, den Zeithorizont zu berücksichtigen. «Frisch renovierte Gebäudehüllen halten mindestens 40 Jahre. Bis 2050 sollten wir gemäss Energiestrategie 2050 des Bundesrats unseren Gebäudepark energetisch angepasst haben. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um damit anzufangen.»
Die Energiesituation in Illnau-Effretikon
Die Stadt Illnau-Effretikon hat in ihrem Strategiepapier «Energie zukunft Illnau-Effretikon 2008 bis 2050» Zielwerte für thermische Solar- und Photovoltaikfläche festgelegt. Bis ins Jahr 2030 soll pro Einwohner je ein Quadratmeter erreicht werden. Derzeit zählt die Stadt 158 thermische Solaranlagen mit einer Gesamtfläche von 2116 Quadratmetern. Im Jahr 2018 wurden 13 neue Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtfläche von über 1400 Quadratmetern realisiert. Damit können drei Prozent des Stromverbrauchs auf dem gesamten Stadtgebiet gedeckt werden.