Besichtigung Energieautarkes Mehrfamilienhauses in Brütten – Rückblick

Besichtigung des Energieautarkes Mehrfamilienhauses in Brütten

Dreizehn Teilnehmende besuchten am Freitag 5. April ein energieautarkes Mehrfamilienhaus in Brütten. Organisiert und begleitet wurde dieser  Forum 21 Anlass von Stephan Künzle in Kooperation mit der Umweltarena Spreitenbach.

Besichtigung des Energieautarkes Mehrfamilienhauses in Brütten
Besichtigung des Energieautarkes Mehrfamilienhauses in Brütten

 

Was ist ein Energieautarkes Mehrfamilienhaus?
Das ist ein Haus ohne Zuleitung von Gas oder Elektrizität. Daher wird diesem Haus in keiner Art und Weise Energie zugespiesen. Es gibt auch kein Öltank. Somit ist ein autarkes Haus ein in sich Energie- autonomes, unabhängiges Haus. Der gesamte Energieaufwand, für Strom, Heizung und Warmwasser wird durch Fotovoltaik Zellen erzeugt welche sich sowohl auf dem Dach wie auch in der Fassade befinden.
Das Mehrfamilienhaus in Brütten ist das weltweit erste dieser Art und gilt als bahnbrechendes Pilotprojekt. Ziel dieses Projekts der Umweltarena Spreitenbach war zu beweisen, dass ein energieautarkes Haus überhaupt möglich ist.

Was fasziniert Dich an diesem Projekt?
Für mich als Energieberater ist es besonders faszinierend weil mit diesem Projekt, welches nun den dritten Winter hinter sich hat, bewiesen ist, dass man energieautark bauen und leben kann. Das spannendste für mich ist, dass die Zusammenarbeit aller Beteiligten und im besonderen auch zwischen Architektur und Technik n diesem Projekt funktionierte. Dies ist keine Selbstverständlichkeit und oftmals der Hinderungsgrund in der Umsetzung solcher Projekte.

Wie hast Du die Besichtigung wahrgenommen?
Die Umweltarena hat die Grundlagen geboten damit wir durch eine professionelle Führung das Haus erst von aussen besichtigen konnten. Danach wurde die Technik im Keller erläutert bis zum Besuch einer Musterwohnung. Die gesamte Besichtigung dauerte gut eineinhalb Stunden.

Was faszinierte die Teilnehmenden vor allem?
Vor allem wie viel Technik in diesem Haus zusammen kommt. Allen Teilnehmenden wurde schnell klar, dass es sich hier um Standardtechnologie handelt welche aber sehr gut aufeinander abgestimmt und somit optimal ein funktionierendes Ganzes ergeben. Die Tatsache, dass Wasserstofftänke verbaut wurden macht das Projekt entsprechend Aufwendig und sehr kostspielig.

Welche Fragen wurden von den Teilnehmenden gestellt?
Zu Beginn war das Interesse vor allem bei den Mietern. Was für Menschen das sind welche hier Mehrkosten von ca. 10-15% gegenüber ortsüblichen Mieten in Kauf nehmen. Spannend war dann zu erfahren, dass die Mieter gar keine ausgesprochenen Ökologiefans sind oder besonders fundamental betreffend Energiefragen.
Diese Aussagen unterstützen übrigens meine These zur momentanen Energiedebatte, dass jede/r das tun soll was unter den eigenen, momentanen Umständen möglich ist. Dies wird wahrscheinlich auch so bleiben solange keine neuen/härtere Gesetzesänderungen in Kraft treten.

Weshalb ist es wichtig, dass unser Forum 21 solche Immobilien einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen möchte?
Mir als Leiter der Energiegruppe, wie auch generell dem Forum 21, geht es ums informieren. Wir möchten Wissen vermitteln. Aufzeigen wo sich der Stand der Technik befindet und was alles bereits möglich ist. Höre immer wieder den Spruch „ich kann ja eh nichts machen“. Dies hat in den meisten Fällen mit Unwissenheit zu tun. Unsere Aufgabe besteht selbstverständlich auch darin, diese Unwissenheit zu dezimieren.

Welche Chancen gibt es, dass weitere solche Immobilien auf unserem Gemeindegebiet erstellt werden?
Das ist sicherlich ein Szenario der Zukunft. Ich denke, dass immer mehr energieeffizientere Immobilien gebaute werden. Allerdings nicht in dieser energieautokarten Art. Dies ist in der Form viel zu Teuer. Zudem hat es ein hohes Risiko, weil es eben völlig unabhängig ist. Ein Zusammenspiel von Eigenproduktion und Energienetz wird wohl gewisse Flexibilität und aber auch Versorgungssicherheit bilden.

Zur Person:
Stephan Künzle arbeitet als Energieberater seit 10 Jahren beim ewz. Er kommt ursprünglich aus der Elektrotechnik und machte seinen Hochschulabschluss als Wirtschaftstechniker an der PHW in Zürich.

Interview und Text: Serge Grünwald

Link zum Web MFH Brütten